zoggn statt arbeiten

Wenn ich merke: Fuck, mein System ist durch

Es gibt einen Moment, den kenne ich mittlerweile richtig gut.
Ich sitze am Rechner, habe zig Dinge auf meiner To-do-Liste, Projekte, Ideen, Nachrichten, Mails – und plötzlich merke ich:

Fuck. Mein System ist gerade mehr als überfordert.

Nicht ein bisschen gestresst. Sondern richtig dicht.
Im Kopf laufen zehn Tabs gleichzeitig:
– Was noch zu tun ist.
– Was noch offen ist.
– Was ich „eigentlich längst“ erledigt haben müsste.
– Was passieren könnte, wenn ich es nicht tue.

Und genau in diesem Moment drücke ich innerlich auf einen ganz bestimmten Knopf.

Ich lasse alles fallen – und starte World of Tanks.

World of Tanks statt Welt der To-dos

Ich sitze also da, der Rechner ist an, die Aufgaben schreien mich quasi an – und was mache ich?

Ich klicke auf „Gefechtsbereit“.

Ich weiß genau, da sind Rechnungen.
Da sind Mails.
Da sind Themen, die wichtig sind.
Da sind Menschen, die auf etwas von mir warten.

Und trotzdem starte ich eine Runde nach der anderen.

Wichtig:
Ich bin mir der Tragweite bewusst.
Ich weiß, dass Dinge schiefgehen können, wenn ich es wieder verschiebe.
Ich weiß, dass ich mir damit selbst Stress für später baue.

Und trotzdem nehme ich es in Kauf.

Nicht, weil ich dumm bin.
Nicht, weil ich „zu faul“ bin.
Sondern weil mein System in dem Moment komplett überfordert ist.

Ich will einfach zu viel

Wenn ich ehrlich bin, ist das einer meiner größten inneren Konflikte:

  • Ich will zu viel auf einmal.

  • Ich will zu schnell Ergebnisse.

  • Ich will am liebsten alles gleichzeitig.

Und vor allem:
Ich will den Weg dazwischen oft nicht gehen.

Das klingt hart, aber genau das ist der Punkt.

Der Weg bedeutet:
Schritt für Schritt.
Entscheidung für Entscheidung.
Aufgabe für Aufgabe.

Kein shiny Moment, kein Endergebnis, kein „Boah krass, geschafft“.
Sondern eher: stilles, konsequentes Machen.

Und mein System schreit manchmal einfach:
„Ey, das ist mir gerade zu viel. Ich bin raus.“

Was wirklich passiert, wenn ich flüchte

Wenn ich zocke, passiert äußerlich nur eins:
Ich sitze vor einem Bildschirm und ballere Panzer weg.

Innerlich passiert aber Folgendes:

  • Ich verschiebe Verantwortung.

  • Ich betäube Überforderung.

  • Ich gebe meinem Kopf eine scheinbare Kontrolle zurück:
    In diesem Spiel kenne ich die Regeln. Ich weiß, was zu tun ist. Es gibt klare Missionen, klare Belohnungen.

Im echten Leben ist das anders:
Da gibt es keine klare Minimap.
Kein „Mission erfüllt“ in großen Lettern.
Keine Belohnung nach 7 Minuten Gefecht.

Das Leben ist messy.
Emotionen sind messy.
Eigene Ansprüche sind messy.

Und genau diese Unordnung macht mein System manchmal dicht.

Der ehrliche Kern dahinter

Die Wahrheit ist:
World of Tanks ist für mich kein „witziges Hobby“, wenn ich überfordert bin.
Es ist eine Fluchtstrategie.

Und Fluchtstrategien sind erstmal nichts Böses.
Sie zeigen nur eins:

„Hier ist gerade etwas in mir, das ich nicht fühlen, nicht anschauen, nicht halten kann oder will.“

In meinem Fall zum Beispiel:

  • die Angst, zu versagen

  • die Angst, nicht genug zu sein

  • die Angst, andere zu enttäuschen

  • die Angst, mich selbst zu enttäuschen

Also flüchte ich in eine Welt, in der ich kurz all das nicht spüren muss.
Eine Welt, in der ich „gewinnen“ kann, während ich im echten Leben das Gefühl habe, hinten dran zu sein.

Und jetzt? Bin ich einfach Opfer meiner Muster?

Nein.
Ich könnte jetzt sagen: „Ja, so bin ich halt.“
Aber das wäre mir zu billig.

Ich habe angefangen, mir ein paar Dinge brutal ehrlich anzuschauen:

  1. Ich nenne das Kind beim Namen.
    Ich sage nicht mehr „Ich entspanne mich kurz“, wenn ich ganz genau weiß, ich renne gerade weg.
    Ich sage mir:

    „Okay, ich flüchte gerade. Mein System ist überfordert.“

  2. Ich nehme mir die Scham raus.
    Es bringt nichts, mich danach noch zu verprügeln:
    „Boah, schon wieder verkackt, du kriegst ja gar nichts auf die Reihe.“
    Das macht alles nur schlimmer und ich flüchte noch öfter.

  3. Ich fange an, kleiner zu denken.
    Nicht im Sinne von klein träumen, sondern im Sinne von:
    Was ist heute ein realistischer Schritt?
    Nicht zehn. Einer.

  4. Ich lege bewusst den Controller weg.
    Manchmal mitten im Gefecht.
    Nicht, weil ich plötzlich motiviert bin wie ein Duracell-Hase,
    sondern weil ich merke:

    „Okay, ich hab verstanden, warum ich hier bin. Und jetzt gehe ich wieder dahin, wo es weh tut – und wo Wachstum steckt.“

Wie ich heute mit diesen Momenten umgehe

Ganz ehrlich:
Die Momente, in denen ich alles hinschmeißen will, sind nicht weg.
Die kommen immer noch.

Der Unterschied ist:
Ich verliere mich nicht mehr so lange darin.

Heute sieht mein Umgang eher so aus:

  • Stopp-Moment:
    „Fuck, ich bin überfordert“ ist für mich heute ein Signal, kein Urteil.

  • Körpercheck:
    Wie atme ich gerade?
    Sitze ich verkrampft?
    Kann ich einmal bewusst tief einatmen und ausatmen?

  • Mini-Aufgabe:
    Ich suche mir eine Sache raus.
    Nicht den ganzen Berg.
    Nur einen verdammten Stein.

  • Spiel als Option, nicht als Flucht:
    Wenn ich später zocke, dann bewusster.
    Nicht als Notausgang, sondern als Pause, die ich mir erlaube – nachdem ich Verantwortung übernommen habe.

Klappt das immer?
Nein.
Muss es auch nicht.

Es geht nicht darum, perfekt zu funktionieren.
Es geht darum, mich selbst so ehrlich zu sehen, dass ich nicht mehr dauerhaft vor mir weglaufe.

Und du?

Vielleicht ist es bei dir nicht World of Tanks.
Vielleicht ist es:

  • Scrollen auf Social Media

  • Serien bingewatchen

  • Essen

  • Arbeiten bis zum Umfallen

  • Putzen

  • Sich in andere Probleme stürzen

Am Ende ist die Frage die gleiche:

Flüchtest du – oder pausierst du bewusst?

Und wenn du merkst, dass dein System auch regelmäßig „Fuck, zu viel!“ schreit und du ständig irgendwohin flüchtest:

Dann bist du nicht kaputt.
Du bist einfach überfordert.
Und das darf man sich erstmal eingestehen, bevor man irgendwas „optimiert“.

Wenn du magst, kann ich dir im nächsten Schritt zeigen,
wie du aus genau solchen Fluchtmomenten wieder zurück in deine Verantwortung kommst – ohne dich selbst zu zerreißen.

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