Wie Meditation mir nach dem Tod meiner Frau wieder Schlaf geschenkt hat
Als meine Frau Heike gestorben ist, ist in mir etwas mitgestorben. Das klingt dramatisch – war aber exakt so.Ich war innerlich komplett verloren. In nur zehn Tagen habe ich 14 Kilo abgenommen. Nicht, weil ich „diszipliniert“ war, sondern weil ich keinen Hunger mehr hatte. Essen war egal. Das Leben war egal.
Ich war emotional zerstört. Schlaf? Fast nicht vorhanden. Wenn ich die Augen zugemacht habe, kam keine Ruhe, sondern ein Mix aus innerer Unruhe, Leere und diesem brutalen Schmerz. Mein Körper war permanent unter Strom, mein Nervensystem im Dauer-Alarm. Nach außen habe ich „funktioniert“, weil irgendwer ja irgendwas machen musste – aber innen drin war alles weggebrochen.
Ich hatte auf nichts Lust. Der Mensch, den ich mehr geliebt habe als mich selbst, war nicht mehr da. Und ich habe in dieser ersten Zeit genau das gemacht: einfach nur funktioniert.
Der Moment, in dem der Papierkram fertig war
Der Wendepunkt kam nicht in einem Coaching, nicht in einem Seminar, nicht in einer heiligen Zeremonie.
Er kam mit Papierkram.
Nach ungefähr zweieinhalb Monaten hatte ich den letzten offiziellen Schritt erledigt. Ich war zu Hause, hatte noch einen letzten Schein von der Stadtverwaltung organisiert – Totenschein, Erbschein, all diese kalten Dokumente, die plötzlich über ein ganzes Leben entscheiden.
Ich erinnere mich an diesen Moment sehr klar:
Ich saß da und dachte:
„Okay. Jetzt ist alles erledigt.“
Bis dahin war ich nur im Überlebensmodus. Behörden, Versicherungen, Formalitäten – das war mein Alltag. Ich habe gar nicht gemerkt, wie sehr ich mich selbst dabei verloren habe.
Aber genau in dem Moment war klar:
Jetzt geht es nicht mehr ums Organisieren.
Jetzt geht es um mich.
Ab da war der Papierkram hauptsächlich E-Mail-Arbeit. Die wirklich schwere Phase – Entscheidungen, Anträge, Wege zu Ämtern – war durch. Und auf einmal entstand Raum. Kein schöner Raum. Ein Raum voller Schmerz, aber auch voller Fragen:
Wie mache ich weiter?
Wie halte ich das aus?
Wer bin ich ohne sie?
Und genau da kam die Meditation in mein Leben.
Was Meditation konkret in meinem Alltag verändert hat
Die wichtigste Veränderung war brutal praktisch:
Ich habe wieder geschlafen.
Nicht perfekt, nicht jede Nacht – aber ich habe überhaupt wieder geschlafen. Das war der erste große Gamechanger.
Mein Gedankenkarussell ist dadurch nicht verschwunden, aber es hat sich sortiert. Vorher war alles ein einziges Chaos aus Sorgen, Erinnerungen, Schuldgefühlen, organisatorischem Stress und purer Verzweiflung.
Mit der Zeit wurden daraus klarere Gedanken:
Was muss wirklich als Nächstes getan werden?
Was kann warten?
Wo kann ich mir Hilfe holen?
Und genau hier ist etwas Spannendes passiert: Durch die Meditation bin ich innerlich ruhiger geworden – und gleichzeitig bin ich nach außen strukturierter geworden.
Ich habe angefangen, wie ein Projektleiter meines eigenen Lebens zu agieren:
Listen geschrieben
Aufgaben gesammelt
Behörden abgearbeitet
Versicherungen sortiert (Witwenrente etc.)
Termine gemacht, nachgefragt, hingefahren
Irgendwann war alles Organisatorische durch. Danach ging es „nur noch“ darum, auf E-Mails zu antworten oder zu verfassen.
Mein Kopf war immer noch voll – aber nicht mehr nur mit Chaos, sondern mit klaren Schritten. Und das hat einen riesigen Unterschied gemacht.
Meditation war dabei kein heiliges Ritual mit Räucherstäbchen um 5 Uhr morgens.
Ich habe mal morgens, mal abends meditiert. Kein perfekter Flow, kein starrer Plan.
Wichtig war: Ich habe es gemacht.
Mein Fazit
Meditation hat meine Trauer nicht weggezaubert.
Aber sie hat mir:
Schlaf zurückgegeben
Struktur in mein Gedankenchaos gebracht
meinen Projektleiter-Modus aktiviert
und mir gezeigt, dass ich mehr bin als mein Körper und mein Geist im Ausnahmezustand
Ohne diese Praxis wäre ich wahrscheinlich in meinem Funktionieren stecken geblieben – oder in meinem Schmerz.
Mit ihr konnte ich Stück für Stück vom Überleben zurück ins Bewusstsein kommen.
Und genau darüber schreibe ich.
Weil du wissen darfst: Du bist nicht allein. Und du bist mehr als das, was gerade weh tut.



